Dezember

Nun ist der letzte Monat des Jahres gekommen. Mit der Weihnachtszeit beginnt eine heilige Zeit. Die kurzen Tage und das oft ungemütliche Wetter lösen in uns heute noch ein Verlangen nach Wärme und Gemütlichkeit und auch nach Gemeinschaft aus.
Stellen Sie sich einmal den Winter in alten Zeiten vor:
Die Häuser waren schlecht zu heizen und bei Einbruch der Dunkelheit lauerten draussen viele Gefahren in Form von hungrigen Raubtieren, die immer näher um die Häuser schlichen.
Mensch und Tier waren von Erkältungs- und Mangelerkrankungen bedroht.

 

Und doch wird in dieser Zeit das Licht neugeboren und ein neuer Zyklus beginnt.
Solche Übergangszeiten waren schon immer sowohl gefährlich, als auch heilig.
Also ist der Dezember der Monat in dem wir sehnsüchtig auf die Geburt des Lichtes warten. Obwohl der Winter zu diesem Zeitpunkt seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat, kann man die Gewissheit haben, dass das Licht und die Wärme nun irgendwann zurückkehren. Das Mondjahr und das Sonnenjahr differieren genau um zwölf Tage… die Zeit, die man “zwischen den Jahren“ nennt. Je nach Kulturkreis sind das die Tage vom 21. Dezember bis 2. Januar (nordische Mythologie), oder vom 24.Dezember bis 6. Januar (christlicher Kulturkreis).
Das ist die beste Zeit um einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen.
Es gibt in dieser Zeit mehrere heilige Tage und Nächte in denen traditionell versucht wird, einen Blick auf die Zukunft zu erhaschen, das nennt man Losen und die Tage Lostage.
Der erste der Lostage ist der Barbaratag, am 4. Dezember. An diesem Tag werden einige Kirschzweige ins Haus geholt. Blühen diese an den Weihnachtstagen üppig auf, dann verspricht das ein glückliches und erfolgreiches Jahr.

 

Der 13.Dezember ist der Tag der Lichtkönigin Lucia. Er wird in den nordischen Ländern gefeiert  und geht auf den Kult der Göttin Freya zurück, die das neugeborene Licht behütet. Viele heidnische Symbole haben sich in diesem Brauchtum erhalten.
Zum Beispiel das Symbol der Doppelspirale, wie auf dem Bild zu sehen, die das Ende einer Periode und den Anfang einer Neuen symbolisiert.

Diese Figur die als Gebäck gereicht wird, heisst Julgalt - Weihnachtseber.
Neben Katzen waren auch die Schweine der Göttin Freya geweiht.
Mehr dazu auf der Internetseite www.wildfind.com unter dem Stichwort Luciabrote backen.

 

Der 21. Dezember ist der Tag der Wintersonnenwende und der Beginn der Rauhnächte. In den nordischen Ländern glaubte man, dass in diesen Nächten der Gott Odin mit seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir und seiner wilden Jagd im Sturm über den Himmel reitet.
Auch in anderen Kulturkreisen glaubte man, dass in diesen Nächten allerhand Geistervolk unterwegs ist. Diese Tage sind ja eine „Nichtzeit“ zwischen dem beginnenden und dem vergangenen Zyklus. In solchen Zeiten glaubte man, dass die Tore zu anderen Welten offenstehen und sowohl segensreiche, als auch nicht so segensreiche Geistwesen nun zu den Menschen gelangen konnten.

 

Also begab man sich in diesen Nächten nicht ohne Not vor die Tür und schützte Haus und Stall mit Mittwinterräucherungen (Räuchermischungen und Anwendung bei Frauen!Kreativ!). Es gibt noch einen schönen Brauch in Süddeutschland, der vor allen Dingen für die Kinder schön ist. Am Tag der Wintersonnenwende geht man in den Wald und bringt den Tieren Futter.
Vielleicht besorgen Sie sich einige Fettfutterknödel oder Ringe (bitte ohne Plastiknetze) für die Waldvögel und schmücken mit Ihren Kindern einen Baum oder Busch mit ihnen.
Kehren Sie im Frühjahr zurück und entfernen Sie die Reste (Schnüre, Papier).
Der 24. Dezember ist heilige Nacht. Um sie ranken sich vielerlei Sagen und Mythen, zum Beispiel, das die Tiere in dieser Nacht sprechen können.

 

In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember durchläuft die Sonne den tiefsten Punkt im Jahreslauf. Die Kelten nannten die folgenden Nächte Mutternächte, weil das neugeborene Sonnenkind noch schwach ist und beschützt werden muss. Bei den nordischen Völkern heissen die Rauhnächte Wolfsnächte, weil das schwache Sonnenkind Gefahr läuft, vom Fenriswolf verschlungen zu werden. Das Christentum schloss sich der Mittwintersymbolik an. Das Jesuskind steht für das Licht. Der Geburtsort Stall oder Höhle stehen für den dunklen, beschützenden Schoss der Erdmutter. Maria und Josef stehen für das weibliche beziehungsweise männliche Prinzip, die Hirten für das offene Herz und die Engel für das Licht.

 

Später, am 6. Januar, wird der heiligen Könige gedacht. Sie symbolisieren die Erkenntnis und den Aufbruch in eine neue Zeit. König Herodes steht für den Wolf, der versucht, die Sonne zu verschlingen.
Die Rauhnächte stehen auch im Zusammenhang mit wirklich mystischen Phänomenen in der Natur. So lässt sich wissenschaftlich nachweisen, das in den Rauhnächten rund um Sylvester, tief in der Erde, die Ruhephase der Pflanzen und Samen zu Ende geht.
Ein noch grösseres Wunder geschieht bei den Rehen, Hirschkühen und Elchen. Nach der Brunftzeit im Herbst verbleibt das befruchtete Ei im Eilleiter. In den Rauhnächten beginnt sich das Ei Richtung Gebärmutter zu bewegen und fängt an, sich zu entwickeln.

 

Es ist also eine wundersame Zeit, auch in der Natur. Ich wünsche Ihnen auf diesem Wege eine heilige Zeit, die Ruhe, den Rhythmen nachzuspüren. Lassen Sie sich in dieser Zeit, die so viele Wunder bereit hält, nicht vom Konsumterror fortspülen. Suchen Sie die Gemeinschaft mit Ihren Lieben und teilen Sie, in was für einer Form auch immer, mit anderen.

 

Ich wünsche meinen Patienten und Lesern dieses Jahreskreises ein frohes, sinnhaftes und gutes neues Jahr.

Ich möchte mich bei meinen Patienten und Lesern für die vielen Anregungen und Feedbacks zu diesem Jahreszyklus bedanken.

DEZ02
Mistel